Es ist klar, rückwirkend lässt es sich leicht erkennen: Im Frühjahr male und zeichne ich Blüten, im Herbst Früchte – besonders Quitten. Jedes Jahr. Ich arbeite also rhythmisch – in Zyklen – im ständigen Dialog mit der Natur.
Natürlich liegt das daran, dass ich vorwiegend in der Natur lebe. Und ich habe den Vergleich durch das KunstKloster-Quartier in Berlin. Die große Kastanie, dort im Hinterhof, steht zwischen hohen Häusern allein.
Hier stehen die Häuser zwischen den Bäumen allein.
Jetzt ist wieder mal UR LAUB dran, wie vor 8 Jahren bei dem großen LAUB-Projekt: „gerechte Kunst“.
Da ist keine Absicht, kein Konzept dahinter. Ich habe mir nicht vorgenommen die Natur – weil sie gefährdet ist und wir als Kollektiv dabei sind unsere Basis zu zerstören – wieder in den Focus der Kunst zu rücken, auch wenn das ein sinnvolles Motiv wäre. Der Kern meiner Begeisterung ist schlicht die Tatsache, dass die Natur den schauenden, fragenden Daseins-Sinn zu inspirieren vermag. Im Menschen – so deutet es sich manchmal – erwacht die Evolution zu sich selbst und kann sich selbst betrachten. In den Jahreszeiten, vom Keimen über das Blühen, Reifen, Fruchten und Verfallen (um erneut zu keimen), resonieren auch die Lebensalter.
Dies, bis zur Binsenweisheit Offensichtliche zeichnend zu vertiefen und damit bewusst zu erleben wird – wenn man die Binse von der Weisheit schält – zu einem unerschöpflichen Brunnen der Einsicht in komplexe, universelle Zusammenhänge die nicht von Menschen gemacht sind.
Dabei zeigt sich auch, dass es keine Sekunde gibt, die sich wiederholt, keinen Ort der an der selben Stelle bleibt, auch wenn dies so scheint. Die Erde dreht sich um die Sonne, diese um das Zentrum der Milchstraße und auch die Galaxie bewegt sich durch den unendlichen Raum fort und wir mit ihr – wohin?
Vielleicht liegt ein Hinweis als diesjährig abgefallenes LAUB, das seinen Sommerdienst erfüllte, in formenreicher farbig lichter Vielfalt tausendfach und tonnenweise auf der Erde. Nimm es wahr, bevor die Laubbläser es verscheuchen, die Farben verschwinden, oder der Winter sie weiß übermalt – grundiert für ein neues Werden im Frühling. Dann lautet die Antwort auf die Frage: „WOHIN?“ ganz einfach: HIERHER! – ins lebendig Gegenwärtige.
… Lass dich vom Ziel treffen – schrieb ich in mein Tagebuch als mir ein einziges Blatt, das regennass in der Sonne glänzte, aus der tausendfachen Fülle ins Auge sprang. Ich nahm es mit ins Atelier … ließ mich von Ziel treffen – und malte es.
So bin ich auf eine inspirierende herbstliche Goldader gestoßen (Im Atelier ist sowas möglich).
Da werden abgefallene Blätter wurden zu Arbeitsblättern. Im späten Herbstlicht – an Allerheiligen – malte ich draußen eine herbstliche Baumlandschaft mitten in der herbstlichen Baumlandschaft. Auf der großen Leinwand im Atelier zeigten sich die bereits vorhanden Linien mit einem Mal als Wind in dem Eichenblätter tanzen und wirbeln, und dann fügte sich überraschenderweise alles zusammen.
Im spielenden Gelingen (Jan Gebser) öffnet die äußere Natur ihr Innerstes. Das lässt sich nicht machen, es geschieht, doch nicht von selbst. Das ist Arbeit. Doch diese Arbeit ist wie Urlaub.