Geburtstagsgruß

Heute Morgen, in dunkler Herrgottsfrüh, schrieb ich einen Geburtstagsgruß an einen lieben Freund.

Das Schreiben weckte meine, noch im uferlosen Traumsumpf watenden, Lebensgeister. Schon die ersten Formulierungen für den Freund wirbelten zu meiner Überraschung wie von selbst die Bewusstseins-Wirbelsäule aus der horizontal vernebelten Traumweite in eine strahlend aufrichtende Vertikale.

Immer wieder habe ich erlebt, dass durch das freudige Formulieren an jemand anderen, etwas, aus den Tiefen absichtsloser Dankbarkeit, zum Ausdruck kam, das mir wie ein wertvoller Fund selbst zum Geschenk wurde, ich also vom Schenken selbst beschenkt zu wurde. Und so möchte dieser kleine Text hier – das ist ja das innere Wesen von Geschenken – weiter verschenkt werden, und zum heutigen Geburtstagsfest beitragen. Zum Beispiel über meinen Blog.

Hier der Text, (ohne die persönlichen Grüße.)

Lieber H.A.

Ein lichter Morgen zieht herauf.

Die brennende Kerze beleuchtet die Rose auf dem Tisch. Sie stammt vom Strauch vor der Tür. 

Wenn der Schatten seine bedrohliche Bedeutung ändert, wenn er gesucht und als köstlich empfunden wird, dann ist der Sommer da. So wie heute.

Eine Tasse Tee steht neben mir. 

Ich mache die Fotoaufnahme mit der aufgehenden Sonne, die durch den Wald strahlt. 

Die flammende Sonne und die Flamme der Kerze sind verwandt.

Ich zünde gerne noch im Morgendunkel eine Kerze an. Wenn dann die Sonne neugierig nach dieser Kerze hinschaut und immer heller wird, dann hat die Kerze ihre Aufgabe, die Sonne hervorzulocken, erfüllt und wird ausgepustet.

Solche Vorstellungen, dass die Sonne von den Menschen hervorgelockt werden muss, sind von alten Mythen her bekannt. 

Wir wissen ja, dass die Sonne das nun wirklich nicht braucht.

Doch möglicherweise ist das Bild damit noch nicht ganz als Illusion und kindliche Vorstellung erschöpft. Vielleicht taugt es auch dafür, sich an seine eigene innere Sonne, dem Lebensimpuls im Herzen, zu erinnern. Dass auch diese aufgehen und täglich,

über die Brücke eines Lächelns, strahlen kann braucht tatsächlich die eigene Beteiligung, das – auch in kleiner Flamme – strahlende JA zum Licht-Schatten-All-Tag.

Alfred, 21.7.2024