Achtsamkeit
… ob eine frische Blüte oder ein fauler Apfel, alle Dinge wollen mit
derselben wertschätzenden Achtsamkeit gemalt werden. Sonst bleiben
sie Vor-lieben, die nicht bis zum Lieben gelangen.
Das Wunderbare
… alles auf dem Ateliertisch, gesammelt aus Hülle und Fülle, wirkt
unscheinbar, unbedeutend.
Das Wunderbare tarnt sich mit Gewohnheit.
Gestalt
… die Hand antwortet auf den Eindruck. Sie antwortet nicht mit Worten,
denn die Natur spricht nicht verbal. Sie spricht in Gestalt.
Ausrichtung
… malen verlangt, sich intuitiv auf eine innere Ordnung, ein Ziel,
auszurichten, das noch nicht erkennbar ist. Sich von diesem Ziel, obwohl
es noch unerkannt ist, leiten zu lassen, damit es sich möglichst
ungehindert und pur im empfangsbereiten Material auszudrücken
vermag, verwirklicht das Unsichbare.
Das Äußerste
… wenn es gelingt zum Äußersten vorzudringen öffnet sich das Innerste
– und dieses zeigt sich dann auf der äußersten Oberfläche.
Stimmung
… Ich entscheide beim malen nicht danach, ob etwas richtig ist oder
falsch, sondern ob es stimmt.
Gestaltwerdung
… Kunst ist Gestaltwerdung. Sie verbindet das Persönliche mit
dem Kollektiven und das Innerste mit dem Äußersten.
Die Lust dabei ist: durch schöpferische Handlung das Verkörperte zu vergeistigen, und den
Geist zu verkörpern.
Das Sinnliche
… ist nicht nur ein zu überwindendes Hindernis, sondern
Träger des Geistigen.
Impulse
…Nicht selten kommen die besten Impulse durch unscheinbare Pforten.
Die kleinste Zeichnung eines Blümchens, oder eines Schneckenhauses
öffnet die Augen für den Kosmos. Kontinente finden sich auf den
farbigen Häuten von Äpfeln und anderen Früchten. Alles steht in Bezug
miteinander. Wenn du auf die Frühlingswiese schaust, sieht Du den
Kosmos blühen.
Gleich
… In einer Kerze brennt das selbe Feuer wie in einem Stern, und in einem
Wassertropfen schwimmt der Ozean. Im Kleinen erkennt sich das Große und
im Großen das Kleine als Gleiches in verschiedener Erscheinung.
Künstler
Der Künstler ist sein eigener Stoff. Er ist ein Beispiel für die ganze
Menschheit die er repräsentiert in männlicher oder weiblicher Gestalt.
Er durchdringt sich selbst mit den Mitteln des Bewusstseins, der
Innenschau und der kritischen Unterscheidung.
Künstler arbeiten mit Extremen: schnell und langsam, laut und leise,
dramatisch und sanft. Sie bringen die Gegensätze in einen dynamischen
Zusammenhang, in dem die unterschiedlichen Qualitäten als notwendige
Bestandteile eines komplexen Systems erkannt und gefördert werden.
Das „erkenne Dich selbst“ ist ein Weg der einen vertikalen Querschnitt
durch die Verkörperung des zeitlichen Seins zeigt, indem alle Schichten als unterschiedliche Ebenen in einem Ganzen erfahren und erkannt werden.
Durch die Mitte dieser Schichtungen pulsiert ein leerer Raum, in dem das
Leben strömt, das alles Schichten nährt.
Die dominierenden Tendenzen in Politik und Gesellschaft begegnen der
vielfältigen Erscheinungsform des Seins meist noch immer mit
dem Freund-Feind-Muster, das komplementäre Polaritäten in Gut
und Böse spaltet.
Was kann aus einem Menschheitsbaum werden, wenn Wurzel und Krone
sich wegen ihrer extremen Verschiedenheit bekämpfen?
Alles Wachstum in solch befeindeter Stimmung ist nur ein scheinbares, denn es bewegt
sich lediglich zwischen Stagnation und Wucherung in höchst aufgeregter
Aktivität hin und her. Das ist keine Kunst.
Spaltungsprozesse
Die Natur zeigt, dass Wachstum immer Spaltungsprozesse voraussetzt.
Doch diese haben Maß und Ziel in sich, die mit jeder Entfaltungsstufe
offensichtlicher werden. Positiv und Negativ erzeugen zwischen sich ein
schöpferisch-erotisches Spannungsfeld.
Wohingegen ein feindfixiertes „Gut und Böse“den lebensfördernden
Zwischenraum zu einer elektrisch geladenen Mauer erstarren lässt an
der sich die ergänzenden Lebenspole bei Kurzschlüssen sinnlos
vernichten, nur im menschlichen Kontext auftaucht.
Die Kunst ist die menschliche Entsprechung zur Natur.
Kunst ist letzlich kein Marktprodukt, sondern
Menschheitsgut, wie die Sprache, das Lachen, der Gesang.
Kunst integriert die Gegensätze im hohen Spiel
Je mehr das gelingt desto stärker ist ihre überzeitlich wirkende Kraft.
Kunst vereint ohne zu vereinnahmen.
Kunst ist Zustand und Gesetz
auch wenn kein Gesetz für Kunst zuständig sein kann.
Kunst formt ohne zu uniformieren.
Maler
… Du stehst als Maler vor der Wand.
Allein.
Was willst du?
Die Wände verschönern mit Illusionen?
… Es ist vielmehr dies:
dass du dich auf dich einlässt. Dich wagst.
Dir gegenüber stehst und mit dir selbst etwas anfängst.
An fangen.
… Du lässt dich ein … schließt dich auf.
Den Schlüssel hast du in Form des Stiftes und Pinsels in der Hand.
Du machst eine Weltreise, eine Reise durch das Universum deiner
Möglichkeiten.
Musst deine Grenzen ertragen,
das einsame, oft sinnlos Scheinende deines Tuns.
Dann: manchmal bricht etwas in dich ein, etwas in dir auf,
ein Licht, eine Quelle goldener Freude,
eine Glorie – im einfachen Tun.
Dann betest du.
Oder genauer: dann bist du gebeten.
Gebeten dein Wertvollstes, Innigstes freizusetzen – das du noch nicht
ganz bist,
um es in jenes einzuwirken wo du schon ganz bist.
Mitte
Wenn die Kraft der Mitte schwindet,
tritt die Mittelmäßigkeit in Kraft.
Das spaltet die pulsierende Ganzheit
in feindliche Gegensätze.
Das was Innen ist ist Außen, das was Oben ist ist Unten. Doch alles
kommt aus einer pulsierenden Mitte durch die das Wunder strömt.